Fundstück am Wegesrand

Ich hatte im Knauthainer Schloßpark mein Rad geparkt, um auf einer Bank eine kleine Pause einzulegen. Da entdeckte ich eine Tafel, hier links im Bild und einen Obelisken.

Die Tafel erklärt, was es mit dem Obelisken auf sich hat.

Um den Text gut lesen zu können, Bild anklicken und vergrößern.

Beim Lesen des Textes wunderte ich mich etwas darüber, wie man sich versehentlich selbst ins Herz schießen kann, wenn man mit der Pistole in der Hand stolpert. Und warum hatte dieser Gedenkstein in der Lauer gestanden, wenn das Ehepaar doch in Oetzsch gewohnt hatte?

Wieder daheim, forschte ich ein wenig nach. In dem Wikipedia Eintrag zu der Künstlerin Marie Gey-Heinze wird bezugnehmend auf das Dresdner Stadtlexikon von 1994, S. 271 erwähnt, dass sie eventuell durch Suizid aus dem Leben schied bzw. bei einem Reitunfall starb.

In ihrer Todesanzeige im Leipziger Tageblatt vom 30. März 1908 liest man von einem “unseligen Unfall”.

Vielleicht hat sich die junge Frau ja tatsächlich das Leben genommen, vielleicht in der Lauer? Und vielleicht ist der “unselige Unfall” ein Euphemismus? Auf jeden Fall halte ich es zumindest für sehr unwahrscheinlich, sich ins Herz zu schießen, wenn man mit der Pistole in der Hand stolpert.




Dr. Paul Heinze war Arzt in Oetzsch und er praktizierte in der Gautzscher Str. 24. Telefonnummer und Sprechzeiten verrät mal wieder das Adressbuch (1904)

Seine Schwiegermutter, Frau Elise Gey, wohnte auch mit im Haus.

Die damalige Gautzscher Straße heißt heute Rathausstraße – nach einigen Namensänderung zwischendurch, die auch immer dem jeweiligen System geschuldet waren. Dazu ein ander Mal mehr.
Und die Hausnummer wäre heute wohl die 28, wenn das Haus noch existieren würde. Doch es wurde leider im 2. Weltkrieg zerstört. Es handelte sich um dieses schöne Gebäude, in dem das Kaiserliche Postamt untergebracht war.

Gautzscher Str. 24, Postamt, zerstört am 20.2.1944

Wie bereits auf der Tafel zu lesen, stiftete Dr. Paul Heinze nach dem Tod seiner Frau einen Brunnen in Dresden, denn Marie Gey-Heinze hatte dort ihre künstlerische Ausbildung bei dem Maler und Grafiker Otto Fischer erhalten. Der Brunnen wurde von dem Dresdner Bildhauer Georg Wrba geschaffen und er steht noch heute in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofes am Friedrich-List-Platz.

Zu meiner großen Enttäuschung musste ich feststellen, dass die Monate September und Oktober 1908 des Leipziger Tageblattes nicht vorhanden sind, so dass ich leider keine Todesanzeige von Dr. Paul Heinze finden konnte. Aber dafür, dass ich nur durch Zufall auf diesen Obelisken gestoßen bin, habe ich doch wieder so einiges erfahren.

Somit beende ich diesen Eintrag und zeige noch ein Werk von Marie Gey-Heinze, das mir natürlich besonders gefällt, da ich Meerschweinchen sehr liebe 🙂 .

Marie Gey – Meerschweinchen

Ergänzung

Nachdem ich den Eintrag bereits veröffentlicht hatte, kam ich auf die Idee, nochmal das Leipziger Tageblatt zu durchforsten und fand am 29.3.1908 folgende Meldung:

Hier wird also der Ablauf des Unglücks beschrieben, auf das sich die Tafel im Knauthainer Park wohl bezieht. Und es ist in der Tat in der Lauer passiert.


Quellen:

Historische Adressbücher

Marie Gey-Heinze Wikipedia

Marie Gey Brunnen Dresden

Leipziger Tageblatt und Handelszeitung